Kollagen für Gewichtsverlust: Neue Studien und Potenzial als GLP-1-Alternative

Kollagen steht zunehmend im Fokus der Ernährungs- und Adipositasforschung. Aktuelle Studien zeigen, dass modifiziertes Kollagen in Proteinriegeln bei übergewichtigen und adipösen Menschen zu signifikantem Gewichtsverlust führen kann. Die Ergebnisse werfen die Frage auf, ob Kollagen künftig eine günstigere, nebenwirkungsarme Ergänzung oder Alternative zu den populären GLP-1-Medikamenten wie Ozempic und Wegovy darstellen könnte.

ZENTRALE Überblick

  • Kollagen-angereicherte Proteinriegel führten zu doppelt so viel Gewichtsverlust wie Diät allein
  • Verbesserungen bei Blutdruck, Leberwerten und Körperzusammensetzung dokumentiert
  • Kollagen wirkt über Sättigung, Muskelaufbau und möglicherweise das Mikrobiom

Studienlage: Kollagen und Gewichtsabnahme

In einer randomisierten, kontrollierten Studie aus Spanien erhielten 64 Erwachsene mit Übergewicht oder Adipositas zwölf Wochen lang entweder zweimal täglich einen Kollagen-Proteinriegel oder folgten nur einer gesunden, mediterran orientierten Diät. Die Kollagen-Gruppe verlor im Schnitt 3 kg (6,6 Pfund), die Kontrollgruppe nur 1,5 kg (3,3 Pfund). Zusätzlich verbesserten sich Blutdruck, Taillenumfang, BMI und der Fatty Liver Index signifikant stärker in der Kollagen-Gruppe. Die Teilnehmer berichteten über ein deutlich stärkeres Sättigungsgefühl und weniger Hunger.

Wirkmechanismen: Sättigung, Muskelmasse und Mikrobiom

Modifiziertes Kollagen wurde so behandelt, dass es im Magen besonders viel Wasser bindet und aufquillt. Dieser Effekt verstärkt das Sättigungsgefühl und reduziert die spontane Kalorienaufnahme. Die Teilnehmer fühlten sich nach den Mahlzeiten voller und aßen insgesamt weniger. Darüber hinaus zeigte sich, dass die Kollagen-Gruppe ihre fettfreie Masse (Muskelmasse) besser erhalten oder sogar gesteigert hat – ein wichtiger Vorteil, da Muskelmasse den Grundumsatz erhöht und den Jojo-Effekt verhindert.

Ein weiterer möglicher Mechanismus betrifft das Mikrobiom: Kollagen ist schwer verdaulich und gelangt teilweise unverdaut in den Dickdarm, wo es als Nahrung für bestimmte Darmbakterien dient. Dadurch können kurzkettige Fettsäuren entstehen, die nachweislich Entzündungen hemmen und das Körpergewicht positiv beeinflussen.

Vergleich zu GLP-1-Medikamenten

GLP-1-Rezeptoragonisten wie Ozempic wirken, indem sie das Sättigungshormon GLP-1 aktivieren und so das Hungergefühl dämpfen. Kollagen erzielt einen ähnlichen Effekt über die mechanische Füllung des Magens und möglicherweise das Mikrobiom, allerdings ohne bekannte Nebenwirkungen wie Übelkeit, Durchfall oder hohe Kosten. Die Wirkung auf das Sättigungsgefühl ist laut den Forschenden schwächer als bei GLP-1-Medikamenten, dafür ist Kollagen günstiger, besser verfügbar und sicherer in der Anwendung.

Produktzusammensetzung und Anwendung

Die untersuchten Proteinriegel enthielten pro Portion etwa 8,8 bis 10 Gramm modifiziertes Rinderkollagen, eine Schokoladenhülle, Ballaststoffe, pflanzliche Proteine und wenig Zucker. Die Teilnehmer konsumierten täglich zwei Riegel à 90 kcal zusätzlich zu einer ausgewogenen Ernährung. Kollagen kann auch in anderen Lebensmitteln wie Joghurt, Backwaren oder Fleischprodukten eingesetzt werden, um die Proteinzufuhr und Sättigung zu erhöhen.

Vorteile und Limitationen

Vorteile:

  • Deutlicher Gewichtsverlust ohne Muskelabbau
  • Verbesserte Blutdruck- und Leberwerte
  • Weniger Hunger und mehr Sättigung
  • Keine bekannten Nebenwirkungen, günstiger als Medikamente
  • Potenziell positive Effekte auf Haut, Gelenke und Muskulatur

Limitationen:

  • Die Studien liefen nur zwölf Wochen, Langzeitdaten fehlen
  • Die Teilnehmerzahl war relativ gering
  • Die Studie wurde von einem Kollagenhersteller mitfinanziert, was potenzielle Interessenkonflikte birgt
  • Nicht eindeutig geklärt, ob der Effekt allein auf Kollagen oder die Kombination mit Ballaststoffen und Protein zurückzuführen ist

Einordnung und Ausblick

Kollagen könnte sich als kostengünstige, sichere Ergänzung zur Gewichtsreduktion und Gewichtserhaltung etablieren, insbesondere für Menschen, die keine GLP-1-Medikamente einnehmen können oder wollen. Die Ergebnisse sind vielversprechend, aber größere und längerfristige Studien sind nötig, um den Stellenwert von Kollagen in der Adipositastherapie abschließend zu bewerten.

Team Gesundheit
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